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Skoliose -  Was ist Skoliose?

Die Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule (Abb.1), also eine Abweichung von der idealen Mittellinie, die weder aktiv noch passiv vollständig ausgleichbar ist. Sie ist mit einer Deformierung und gleichzeitigen Verdrehung der Wirbelkörper (Abb.2), insbesondere im Scheitel der Krümmung verbunden. Durch die Verdrehung (Rotation) entsteht auf der Konvexseite der Krümmung der sog. Rippenbuckel (Abb.3), auf der Gegenseite (Konkavseite) das Rippental (Abb3). Die Thoraxdeformierung ist auch an der Vorderseite des Brustkorbs zu erkennen. Die Skoliose führt zu einer Fehlstatik der Wirbelsäule. Die zunehmende während der Wachstumsphase Verkrümmung der Wirbelsäule ist im allgemeinen gleichzeitig mit einer zunehmenden Versteifung verbunden. Nicht verwechselt werden darf diese krankhafte Verkrümmung mit den normalen Kurven der Wirbelsäule, die man bei seitlicher Betrachtung erkennen kann.

Wie entsteht eine Skoliose?

Im allgemeinen ist die Ursache der Wirbelsäulenverkrümmung unbekannt (idiopathische Skoliose). Die Verkrümmung der Wirbelsäule (Skoliose) kann jedoch auch angeboren sein (Fehlbildungsskoliose , kongenitale Skoliose). Neuromuskuläre Skoliosen durch neurogene ( infantile Cerebralparese mit Spastik) oder muskuläre ( Spinale Muskelatrophie) Ursachen stellen eine Sonderform dar. Bei den idiopathischen Skoliosen sind Mädchen häufiger betroffen, die Skoliose tritt am häufigsten kurz vor und in der Pubertät auf.

Wie erkennt man Wirbelsäulenverkrümmungen ?

Häufig sind bei Patienten ein ungleicher Stand von Schultern und oder Becken (Abb.4) mit Beinlängendifferenz, aber auch eine schräge Kopfhaltung zu beobachten. Beim Bücken können ungleiche Form und Höhe von Schulterblättern und Rippen ( Rippenbuckel) (Abb.4) mit einer Asymmetrie der Taille (Abb.4) festgestellt werden. Wann sollte ein Röntgenbild anfertigt werden ? Ergeben sich bei der körperlichen Untersuchung Anhaltspunkte für eine Skoliose, sollten Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule angefertigt werden, da nur dadurch Art und Ausmaß der Skoliose erkannt werden können.

Welche Behandlung ?

Die Behandlung ist zunächst konservativ und abhängig vom Ausmaß der Skoliose. Die Festlegung des Schweregrades erfolgt bei leichten Skoliosen im Rahmen der orthopädischen Untersuchung und der Bestimmung des Skoliosewinkels im Röntgenbild. Bei einem therapiebedürftigen Skoliosewinkel bis 20 Grad sollte eine intensive Krankengymnastik zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur und Dehnung der verkürzten Rückenmuskulatur in die Aufrichtung durchgeführt werden. Bei Winkelgraden zwischen 20 und 40 Grad sollte zusätzlich ein korrigierendes Korsett ( Abb.5) getragen werden. Gegen Freizeitsport ist bei allen leichten und mittelschweren Skoliose nichts einzuwenden, vor Aufnahme eines Leistungssportes sollte allerdings eine orthopädische Untersuchung erfolgen.

Wann ist die operative Behandlung möglich?

Bei einer Verkrümmung der Wirbelsäule um mehr als 40°-50° in Kombination mit der entsprechenden Fehlstatik ist eine Operation (aufrichtende und versteifende Wirbelsäulen-operation) in der Regel die Behandlungsmethode der Wahl. Das Alter der Patienten spielt bei der Indikation zur Operation eine wichtige Rolle. Es sollte mit einer Operation nicht bis zum Abschluß des Wachstums gewartet werden, weil bei einer Verschlechterung der Wirbelsäulenverkrümmung auch mit einem schlechteren Korrekturergebnis zu rechnen ist. Der ideale Operationszeitpunkt liegt kurz vor Wachstumsabschluß. Die Operation wird aber auch im jüngeren Alter durchgeführt, wenn die Krümmung 40° und mehr beträgt und ein weiteres Fortschreiten der Verkrümmung zu erwarten ist. Unbehandelt können Skoliosen, wenn sie schnell fortschreiten, zu Brustkorbdeformierungen mit Lungenfunktionsstörungen und nachfolgender Einschränkung der Herz-Kreislauffunktion führen. Die Lebenserwartung kann herabgesetzt sein. Bei Erwachsenen ist nicht mehr mit einer Verbesserung der Skoliose zu rechnen, daher kann hier bei entsprechendem Ausmaß der Skoliose , Verschlechterung , Fehlstatik mit subj. Beschwerden eine operative Korrektur erfolgen.

Was sind die Ziele der Operation ?

Ziel der Operation ist die Korrektur der Verkrümmung , der Fehlstatik und der Rotation der Wirbelsäule, soweit es die anatomischen Besonderheiten der verkrümmten Wirbelsäule zulassen. Neben der Verbesserung der Fehlstatik werden auch Schulter und Beckenschiefstand sowie Brustkorbdeformitäten und Rippenbuckel verbessert, verschwinden in Abhängigkeit der Stärke der Skoliose jedoch nicht vollständig. Durch die Operation wird eine Versteifung der Wirbelsäule in Korrekturstellung angestrebt

Welche Vorbereitungen sind notwendig?

Um bessere Voraussetzungen für den Eingriff zu schaffen, ist es in der Regel nötig, eine Vorbehandlung durchzuführen. Vor Beginn der Vorbehandlung müssen z. B. in manchen Fällen durch eine kernspintomographische Untersuchung der Wirbelsäule Fehlbildungen im Bereich des Wirbelkanals ausgeschlossen werden. In jedem Fall werden spezielle Röntgenaufnahmen zur Planung der Operation angefertigt. Für die Vorbehandlung gibt es verschiedene Methoden. Die Vorbehandlung hat das Ziel, die Wirbelsäule möglichst weitgehend aufzulockern, um so die Korrektur zu optimieren. Für die Mobilisierung der Wirbelsäule gibt es verschiedene Methoden:
  • Krankengymnastische Behandlung mit einem speziellen Übungsprogramm
  • Streckverfahren nach Cotrel: Durch einen Zug am Kopf und einen Gegenzug am Becken wird die Wirbelsäule gestreckt.
  • Halo-Schwerkraftmethode: Unter örtlicher Betäubung oder Allgemeinnarkose wird ein Ring (Haloring) am Kopf angeschraubt. An diesem Ring wird gezogen. Ihr eigenes Körpergewicht/das Gewicht Ihres Kindes bildet im Sitzen oder Stehen den Gegenzug. Soll die Behandlung im Liegen durchgeführt werden, wird das Bett schräg gestellt. In Einzelfällen ist es erforderlich, wenn sich trotz intensiver Vorbereitung die Brustwirbelkrümmung nicht wesentlich lockert, durch einen Eingriff im Brustraum, das sogenannte vordere Längsband zwischen den Wirbelkörpern zu durchschneiden und einen Teil der Bandscheiben auszuräumen. Dies geschieht entweder durch einen offenen Brustkorbeingriff oder endoskopisch.

Welche Operationsverfahren kommen in Frage?

Der geplante korrigierende Eingriff an der Wirbelsäule zählt zu den technisch und zeitlich aufwendigsten Operationen in der orthopädischen Chirurgie. Die Freilegung der Wirbelsäule, insbesondere von hinten oder vorne, ist immer mit einem Blutverlust verbunden. Zur Verringerung des Blutverlustes wird intraoperativ ein sog. Cell-Saver eingesetzt. Hierbei wird das Blut aus der Wunde abgesaugt und kann nach entsprechender Aufbereitung bei Bedarf dem Körper wieder zugeführt werden. Unterschieden werden müssen die vordere und die hintere Operation. Grundsätzlich werden bei der hinteren Operation die Dornfortsätze und Wirbelbögen freigelegt, um das Instrumentarium implantieren zu können (hinterer Zugang). Um eine knöcherne Versteifung der Wirbelsäule zu erreichen, werden die freigelegten Wirbelbögen angefrischt die Knorpel aus den Wirbelbogengelenken entfernt und Knochenspäne angelegt. Vorher wurde die Wirbelsäule durch den Einbau des Wirbelsäuleninstrumentariums korrigiert und stabilisiert. Beim vorderen Zugang wird die Wirbelsäule vom Brustkorb oder Bauchraum her freigelegt. Die vorderen Bandverbindungen und die Bandscheiben werden entfernt mit dem Ziel, die Wirbelsäule zu mobilisieren. Von diesem Zugang aus können eine Korrektur und eine gleichzeitige Stabilisierung durch den Einbau eines entsprechenden Instrumentariums erreicht werden.

Wie sind die Erfolgsaussichten?

Das Ergebnis des Eingriffs ist abhängig von der Ursache der Skoliose und von den besonderen Verhältnissen in Ihrem Fall/bei Ihrem Kind. Die Korrektur ist abhängig vom Skolioseausmaß sowie der Flexibilität der Wirbelsäule und beträgt z.B. bei Skoliosen bis 70° im Durchschnitt 60 %.

Ulrich Schreiber
Oberarzt WS-Abteilung
BHZ-Vogtareuth

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